SML: Wenn fünf Spielminuten das übrige Geschehen vergessen machen…

23.10.2011

In nur fünf Spielminuten kehrten die Tigers ein bis zu diesem Zeitpunkt zerfahrenes Spiel ins Positive. Die Emmentaler wirkten im Übrigen aber während längeren Phasen verunsichert und in gewisser Hinsicht auch konzeptlos. Viele kleine Defizite im Spiel der Tigers führen zum zwiespältigen Eindruck. Wichtig und zentral sind die drei Punkte mehr auf dem Tigers-Konto.

Wie schon gegen den HCR mussten die Tigers zu Beginn ein frühes Tor einkassieren und es kam noch ärger. Nur anderthalb Minuten später waren es die in grellgrünen Trikots spielenden Ostschweizer, die bereits den zweiten Treffer erzielten. Zwar konnten die Tigers durch Trüssel noch in derselben Minute den Anschlusstreffer erzielen. Doch die Freude darüber war nur eine kurze, denn nur 50 Sekunden später legte WaSa erneut vor. Die aus den ersten Spielen ersichtliche und spürbare Spielfreude und Sicherheit scheint bei den Tigers einer Verunsicherung und einer gewissen Ziellosigkeit gewichen zu sein. Sinnbildlich die Szenen wenige Minuten später. Erneut erzielen die Tigers den Anschlusstreffer, doch wenige Sekunden später stellen die Wasaner den Zweitorvorsprung wieder her. Eine Zweiminutenstrafe gegen Markus Gerber überstanden die Emmentaler souverän. Zur Beruhigung der doch schon recht stark strapazierten Tigers-Nerven diente der erneute Anschlusstreffer in der 17. Spielminute. Über mehrere Stationen gelangte das gelochte Rund zu Kropf und dieser konnte einnetzen. Eine weitere Strafe gegen die Tigers konnte WaSa ebenfalls nicht ausnützen. Ein erstes, verrücktes Drittel endete und hinterliess viele Fragen. Wo ist die Stabilität, wo der direkte Zug aufs gegnerische Tor geblieben? Die Defense hinterlässt teilweise einen desorientierten Eindruck und lädt den Gegner zum Skoren ein. Doch, wohlgemerkt, es ist nicht nur die Verteidigung, die diesen Eindruck hinterlässt. Wie allgemein bekannt beginnt die Verteidigung bei den Stürmern.


Offenbar fiel der Inhalt der Pausenansprache bei den Spielern nicht auf fruchtbaren Boden. Kaum war das Spiel für die zweiten 20 Minuten angepfiffen, zappelte der Ball wiederum im Tigers-Netz. Erneut liess man sich auskontern, die Zuordnung stimmte nicht und so war es für Jucker ein leichtes, die Zweitoreführung wiederherzustellen. Die Tigers hatten Mühe mit dem offenen, sehr weit vorne stehenden WaSa-Block. Viele ihrer Pässe wurden bereits in der Mittelzone abgefangen oder verfehlten durch Ungenauigkeit den Adressaten und die seltenen Chancen wurden oft kläglich vergeben. Das erste Powerplay für die Tigers führte dann zum einzigen Tigers-Treffer in diesem zweiten Drittel. Markus Gerber setzte mit einem seiner gefürchteten Weitschüsse den Ball in die Maschen. Einer der wenigen Tigers-Höhepunkte in diesem zweiten Drittel! Vieles war Stückwerk, es fehlte die noch in den ersten Spielen so eindrückliche Ball- und Pass-Sicherheit. Die Unsicherheit ist bei den Tigers mit Händen zu greifen.


Kann das letzte Drittel dem Spiel noch eine Wende geben? Einmal mehr war es Obertiger Markus Gerber, der ein Zeichen setzte. Mit einem weiteren Gewaltschuss erzielte er den Ausgleich für die Emmentaler. Und es sollte noch besser kommen: keine Minute später lancierte Rybka aus der eigenen Platzhälfte seinen Landsmann Zalesny und der verwertete eiskalt zur erstmaligen Führung für die Emmentaler. War dies nun die Trennung des gordischen Knotens? Offenbar, denn kurz darauf war es Marc-Oli Gerber der eine Pass-Staffete mit dem 7. Tigers Treffer abschloss. Nun ging in der Espace Arena endgültig die Tigers-Post ab. Der Schreibende konnte die erzielten Treffer kaum mehr im Telegramm nachführen, denn Amstutz (sein erster SML-Treffer) und Stucki erzielten innerhalb von dreissig Sekunden die Treffer acht und neun. Aus dem Tigers-Hühnerhaufen war plötzlich ein fightendes Ensemble mit unbändigem Vorwärtsdrang geworden. Nun fanden die Pässe ihre Adressaten und die Verteidiger blockten erfolgreich die Abschlüsse der Ostschweizer. Einen Doppelausschluss gegen die Tigers konnten die Ostschweizer nicht ausnützen. Somit endete dieses Match, welches während langen Phasen bei den meisten Zuschauern ein massives Stirnrunzeln verursachte, mit einem versöhnlichen Abschluss – sofern nur die sechs Spielminuten anfangs letztes Drittel gespeichert sind.

„Im Moment braucht es relativ wenig, dass wir gut spielen, es braucht aber auch relativ wenig, dass wir nicht gut spielen.“ So das Fazit von Cheftrainer Karlen auf die Frage, wie er sich den sehr zwiespältigen Eindruck, welchen sein Team heute hinterlassen habe, erkläre. Am nächsten Donnerstag bietet sich ihm und seinem Team die Gelegenheit, im dritten Berner Derby gegen den UHC Grünenmatt, den heute hinterlassenen Eindruck zu korrigieren.

Unihockey Tigers – Waldkirch–St. Gallen 9:5 (3:4, 1:1, 5:0)

Espace Arena, Biglen. – 377 Zuschauer. – SR: Brändli/Labruyere. 

Tore: 2. Haag (Hess L.) 0:1, 4 (3:08). Eschbach C. (Vänänen) 0:2, 4 (3:55). Trüssel (Zalesny) 1:2, 5. Rissanen (Eschbach J.) 1:3, 8. Mühlethaler (Rindlisbacher) 2:3, 9. Mittelholzer R. (Vänänen) 2:4, 17. Kropf (Stucki) 3:4, 21. Jucker (Vänänen) 3:5, 40. Gerber M. (Trüssel) 4:5, 41. Gerber M. (Hirschi) 5:5, 42. Zalesny (Rybka) 6:5, 45. Gerber M-O. (Rybka) 7:5, 45. Amstutz (Gerber D.) 8:5, 46. Stucki (Hirschi) 9:5.

Strafen: Tigers 4mal 2 Minuten, WaSa 1mal 2 Minuten. Unihockey Tigers: Siegenthaler J.; Gerber M., Suter, Hirschi, Stucki, Kropf; Dysli, Trüssel, Rybka, Zalesny, Gerber M-O; Rindlisbacher, Langenegger, Amstutz, Mühlethaler, Gerber D.; Buser, Siegenthaler S., Kahn G. J.Waldkirch-St. Gallen: Birrer; Anderegg, Preisig, Hühler, Lieberherr, Brunner, Schweizer, Petrini, Kläger, Vänänen, Jucker, Wick, Eschbach C., Rissanen, Zellweger, Eschbach J., Haag, Hess L., Mittelholzer R., Mittelholzer T., Hess T., Kumpulainen, Jud.

Bemerkungen: Tigers ohne Lüthi und Gerber Ph. (beide verletzt) und ohne Krähenbühl (gesperrt). 35. Pfostentreffer WaSa, 42. Pfostentreffer Wasa, 45. Time-out WaSa

Bestplayer: Tigers: Gerber M., WaSa: Vänänen.


Stefan Schaerer